Hafeneinfahrt mit halb gedrehter Pontonbrücke.jpgEin Reisebericht  von Wolfgang König, multicult fm.

Holland in der Karibik? Warum nicht?! Schließlich betätigten sich außer Spaniern, Portugiesen, Briten und Franzosen auch die Niederländer als Kolonialmacht in der Neuen Welt. Sie besaßen die Festland-Kolonie Surinam in Südamerika, verschiedene karibische Inseln und gründeten im Norden die Stadt Neu-Amsterdam, das spätere New York.
Zum karibischen Imperium der Niederlande gehörten die sogenannten ABC-Inseln Aruba, Bonaire und Curaçao. Die hatte der Spanier Alonso de Ojeda 1499 für Europa entdeckt. Mit fatalen Folgen für die dort lebenden Arawak-Indianer, die innerhalb weniger Jahre zur Zwangsarbeit auf das Festland verschleppt wurden. Das knappe 70 km vor der Küste von Venezuela gelegene Curaçao blieb lange so gut wie unbesiedelt, denn es gab weder Gold oder andere Bodenschätze noch besonders gute Bedingungen für ein ertragreiche Landwirtschaft.

 Historische Häuserfront an der Hafeneinfahrt von Willemstad

Dass die Niederländische Westindien-Kompanie Curaçao 1634 besetzte und die Hauptstadt Willemstad gründete, lag nicht zuletzt an dem idealen Natur-Hafen, der beste Voraussetzungen für einen Handels-Stützpunkt bot. Und so entwickelte sich die Insel schnell zu einem kommerziellen Zentrum, das seinen Aufstieg allerdings zu großen Teilen einer widerlichen Branche verdankte. Etwa zwei Jahrhunderte lang gehörten die Niederlande zu den aktivsten Nationen im transatlantischen Sklavenhandel mit zahlreichen Niederlassungen an der westafrikanischen Küste. Von Willemstad aus wurde die menschliche Ware dann auf andere Inseln oder das Festland weiterverkauft. Wer keinen Abnehmer fand, verblieb auf Curaçao, wo es nicht allzuviele Plantagen gab, der Bedarf an Arbeitskräften also nicht übermäßig groß war.
                                                                                                                      Blick auf Willemstad von der Königin-Luliana-Brücke

Touristen, die sich für  diesen Teil der Geschichte Curaçaos interessieren, sollten unbedingt in Willemstads Ortsteil Otrobanda das Museum Kura Hulanda (www.kurahulanda.com) besuchen, das den Kulturen Afrikas, dem Sklavenhandel und dem Leben der Sklaven auf  Curaçao gewidmet ist. Der nachgebaute Laderaum eines Sklavenschiffes vermittelt einen erschütternden Eindruck von den Bedingungen während der Middle Passage, der zweiten Etappe bei den sogenannten Dreiecksfahrten: von Europa mit Handelsgütern nach Afrika, von dort mit den eingetauschten Sklaven in die Neue Welt und dann mit Zucker, Tabak, Rum, Baumwolle etc. zurück nach Europa.

Interessante Einblicke in die afro-amerikanische Geschichte und Kultur von Curaçao bietet auch das Museo Tula (www.museotula.com) in Knip im Nordwesten der Insel, benannt nach dem Anführer eines Aufstandes, an dem sich 1795 unter dem Eindruck der Rebellion in Haiti über 1.000 Sklaven beteiligten und der blutig niedergeschlagen wurde. Zu den Exponaten des Museums gehören auch für Curaçao typische Musikinstrumente.
Wer sich für jüdische Kultur interessiert, sollte unbedingt die Mikve-Israel-Emanuel-Synagoge von Willemstad besuchen, die dienstälteste der Neuen Welt, und das benachbarte Museum (www.snoa.com). Der Eintritt für beides beträgt 10 US-$, auf angemessene Kleidung ist zu achten.

Willemstadts drehbare Ponton- Brücke

Während der napoleonischen Kriege war Curaçao kurzzeitig von den Briten besetzt. Im Fort Amsterdam, der größten unter den Festungen von Willemstad, steckt heute noch in einer Mauer die Kanonenkugel, die (wenn man der Legende glauben darf) Captain Bligh abfeuern ließ, der Jahre vorher die Bounty befehligt hatte.

Nach der Abschaffung der Sklaverei 1863 geriet Curaçao in eine wirtschaftliche Krise, die erst an ihr Ende kam, als auf der Insel Raffinerien eingerichtet wurden zur Verabeitung von Rohöl aus dem nahen Venezuela. Bis heute bildet die Ölindustrie das wirtschaftliche Fundament von Curaçao, zusammen mit Offshore-Banking und dem Tourismus.

Die Einfahrt zum Naturhafen vont, Willemstad, dem Schottegat wird heute von der über 55 Meter hohen Königin-Juliana-Brücke überspannt, unter der auch große Tanker bequem hindurchfahren können. Im Zentrum verbindet für Fußgänger die Königin-Emma-Brücke die Stadtteile Punda und Otrobanda. Diese Brücke ruht auf Pontons, also Schwimmkörpern, und kann bei Bedarf auf die Seite von Otrobanda gedreht werden, um die Hafeneinfahrt freizumachen. Punda und Otrabanda gehören mit Scharloo zum historischen Zentrum von Willemstad, das wegen seine holländischen Kolonial-Architektur 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Königin-Luliana-Brücke über dem Hafen

Politisch gehört Curaçao zwar in gewisser Weise noch zu den Niederlanden, ist aber seit langem nach innen autonom und ist seit dem 10. Oktober 2010 noch näher an der vollständigen Unabhängigkeit. Dazu gehört u.a. auch eine Drogenpolitik, die sehr viel weniger liberal ist als im alten Mutterland. Von der Einreise mit Marihuana im Gepäck ist daher dringend abzuraten. Die weitgehende politische Selbstständigkeit der etwa 150.00 Insulaner zeigt sich auch in der eigenen Währung, dem Antillen-Gulden. Den kann man sich per EC-Karte am Automaten besorgen, aber natürlich werden auch die gängigen Kreditkarten weithin akzeptiert.                                                                                                                                                        Rif-Fort an der Hafeneinfahrt

Niederländisch ist zwar die Amtssprache, wird aber außerhalb von Behörden kaum benutzt. Fast jeder spricht nämlich noch drei andere Sprachen: Spanisch, Englisch und vor allem Papiamentu, das lokale Kreolisch, das als eigene Sprache anerkannt ist und auch in den Medien Verwendung findet: in Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen.

Die Nähe zu Venezuela zeigt sich nicht nur im häufigen Gebrauch der spanischen Sprache. An der Uferstraße Sha Caprileskade in Punda befindet sich der sogenannte Mercado Flotante, der schwimmende Markt. Hier legen Boote aus Venezuela an, die frischen Fisch, Hängematten, Kunsthandwerk und andere Waren anbieten. Zu den Vorteilen der geografischen Lage von Curaçao gehört auch, dass die Insel außerhalb der Hurrican-Zone liegt und weder spezielle Impfungen noch Malaria-Pillen nötig sind.

Die Landschaft von Curaçao ist nicht durch üppige tropische Vegetation gekennzeichnet, die Vegetation ist eher herb mit mehr Kakteen als Palmen. Letzte sind jedoch in den touristischen Zentren häufig zu sehen, die Bewässerung macht’s möglich, wenn auch erst seit es eine riesige Anlage zur Entsalzung von Meerwasser gibt. Was Curaçao allerings bei vielen Touristen extrem beliebt macht, sind die knapp hundert Tauch- und Schnorchel-Reviere, die zu den besten der Welt gehören mit zahlreichen Korallenriffen, die noch weitgehend intakt sind, mit spektakulären Steilwänden und bunten tropischen Fischen. Nicht nur erfahrene Taucher kommen hier auf ihre Kosten, sondern auch weniger erfahrene Besucher. Und wer den Anfänger-Status hinter sich lassen will, findet überall gut ausgerüstete Tauchschulen mit qualifizierten Lehrern.

 Badestrand an der Dolphin Academy

                                                                                                                                                                                                                                              Likör Bild
Und nach dem Tauchgang auf Curaçao dann ein Glas Curaçao! Der Likör dieses Namens wird in seiner ursprünglichen Form aus den Schalen einer für die Insel typischen Pomeranze hergestellt, einer Frucht, die der Orange ähnelt, aber kleiner und bitterer ist. Im 16. Jahrhundert hatten die Spanier versucht, auf Curaçao Orangen anzubauen. Das Klima und die Bodenverhältnisse waren allerdings dagegen. Die ehemaligen Plantagen verwilderten, und auf ihnen entwickelte sich eine spezielle Bitterorangen-Art, die als Curaçao-Frucht bekannt wurde. Deren getrocknete Schalen, fand man schließlich heraus, enthalten ätherische Öle mit besonders intensiven Aromen. Werden die Schalen in Alkohol eingelegt, lassen sich dadurch die Aromen herauslösen. Heute gibt es eine breite Curaçao-Palette, von Likören, die ausschließlich zur Herstellung von Cocktails und Longdrinks geeignet sind, bis zu solchen, die man pur genießen kann. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 20% und 40%. Die grüne, rote und blaue Einfärbung hat allerdings nichts mit den Schalen zu tun, sondern entsteht erst nachträglich durch zugefügte Farbstoffe. Über die Details der Herstellung kann man sich bei einer Führung durch die Destillerie von Willemstad informieren.

Wem nicht nach Tauchen ist, der kann die Unterwasser-Welt von Curaçao im Sea Aquarium kennenlernen. Zu diesem Komplex gehört auch die Dolphin Academy. Hier können kleine und große Gäste mit Delphinen schwimmen, tauchen, schnorcheln und spielen. Auch für Therapien mit Behinderten werden die Tiere eingesetzt. Den oft erhobenen Vorwurf nicht artgerechter Haltung kontern die Mitarbeiter damit, dass die Delphine nicht eingesperrt sind, sondern die Academy jederzeit verlassen könnten, was sie in der Regel jedoch höchstens zeitweise tun. Weitere Infos gibt es unter www.dolphin-academy.com.

Unterkünfte gibt es auf Curaçao für jeden Geschmack und Geldbeutel. Alle davon sind am Meer oder nahe daran, denn die Insel ist zwar etwa 20 Kilometer lang aber nur wenige Kilometer breit, so dass die Küste niemals weit weg ist.

Wer Luxus mag und ihn bezahlen kann, der ist im Hyatt Regency in Nieuwpoort, etwas außerhalb von Willemstad, bestens aufgehoben. Die weiträumige Anlage wurde erst im Frühjahr 2010 eröffnet, mit Spa, Golf-Platz, Tennis-Anlage und diversen Möglichkeiten zum Tauchen, Schnorcheln und für andere Wassersport-Arten (http://curacao.hyatt.com).


Apartements vom Rancho El Sobrino

Ebenfalls zur gehoben Preisklasse zählt das Renaissance Hotel in der Hauptstadt, direkt neben der Hafeneinfahrt. 

http://www.marriott.de/hotels/travel/curbr-renaissance-curacao-resort-and-casino/

Hier findet sich der vielleicht schönste Hotel-Pool der Welt, ständig mit frischem Meerwasser versorgt, das über die Kante zur See hin wieder abfließt, mit einem Sandstrand im Schatten von diversen Palmen und einem grandiosen Ausblick auf das Meer und den regen Schiffsverkehr.   

                                                                                                                                                                                                                                                 Otrobanda Hotel

                                                                                                                                                                                                           http://www.otrobandahotel.com

Otrobanda Hotel.jpgNicht ganz so viel Luxus, aber ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet das Otrobanda Hotel (http://otrobandahotel.com) im gleichnamigen Stadteil direkt neben der schwimmenden Brücke, über die man Willemstadt ältestes Viertel Punda erreicht. Das Hotel-Restaurant - ohne Seitenwände, nur von einer Plane überdacht - bietet einen wunderbaren Blick auf die Hafeneinfahrt und hinüber nach Punda.

Bescheidener gibt sich das Academy Hotel (www.academyhotelcuracao.com) mitten in Punda, ein Ausbildungs-Hotel, nur einen Steinwurf entfernt von der Synagoge und dem Mercado Flotant http://www.otrobanddahotel.com 

Wer dagegen eine Unterkunft in Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, mit Blick aufs Meer, exzellenten Tauch- und Schnorchelmöglichkeiten (inklusive Tauchunterricht) und einem hervorragenden Restaurant, dem sei das Rancho El Sobrino (www.ranchoelsobrino.com) im Norden der Insel empfohlen.

Informationen aller Art über dieses interessante Eiland findet man unter www.curacao.com auf Englisch bzw., wenn man es lieber deutschsprachig mag, unter www.curacao.de