Irland – Mit dem Hausboot unterwegs

Reisebericht von Dietlind Castor

Oliver weiß nicht, wie ihm geschieht. Auf dem Hausboot in Irland wird er zum „Kapitän“ ernannt. Dabei hat er noch nie ein so großes Schiff gesteuert. Die Pénichette ist immerhin 14 Meter lang. Aber es sei kinderleicht, wird behauptet, und auf irischen Binnengewässern braucht man keinen Bootsführerschein. Cindy hat  gerade  ein Patent  gemacht. Also wird sie Kapitän auf dem Schwesternschiff.

Zwei Hausboote gleicher Länge und Ausführung starten nach kurzer Einführung durch die Locaboat-Leute  der Basisstation in Ballinamore. Mit Bravour setzt Oliver das Schiff vom Steg rückwärts. Die Lenkung ist zuerst gewöhnungsbedürftig, denn sie reagiert  etwas träge.  Langsam tuckern die beiden Schiffe auf dem Shannon-Erne-Waterway zur ersten Schleuse. Der Kanal wurde erst 1994 wieder hergerichtet, so dass Freizeitkapitäne ohne Probleme von dem einem großen irischen Fluss in den anderen gelangen und somit ein großes Revier zur Verfügung haben. Die vorgeschriebene geringe Geschwindigkeit muss eingehalten werden, damit die natürlich gehaltenen grünen Ufer nicht beschädigt werden. Der Himmel ist für Irland ganz untypisch blau. Die Sonne verbrennt schon bald die nicht mit hohem Lichtschutzfaktor geschützten Gesichter. Der Fahrtwind bringt etwas Abkühlung. Leider wittern die Bremsen und Stechmücken auf dem Kanal frisches Blut!

Die Schleusen sind ganz modern und mit einer Magnetkarte selbst zu bedienen. Vorschriftsmäßig führen Mia und Monika nach dem Einfahren in die Schleusenkammer die Taue lose um die Poller, damit der unterschiedliche Wasserstand keine Probleme bereitet. Nach einem zünftigen Mittagessen im Angler’s Rest in Ballyconnelle, das noch mit Euro beglichen wird, überqueren die Boote bereits am Nachmittag unbemerkt die Grenze zu Nordirland. Ab jetzt gilt das englische Pfund.                        
Der Erne mit seinen vielen Windungen verbreitert sich zu einem See, zum Upper Lough Erne. Ein umfangreiches Netz aus Seen, Flüssen und Kanälen bietet die Möglichkeit, die sattgrüne Landschaft Irlands vom Wasser aus kennen zu lernen. Die zwei Lough-Erne-Seen bilden ein Drittel der Grafschaft Fermanagh, die ihren Namen von Firmonach, Männer von Monach; einem keltischen Volkstamm hat, der in frühchristlicher Zeit die Ufer der Seen besiedelte.
Auf einer bewaldeten Anhöhe  ragt das Schloss Crom Castle auf, direkt am Ufer seine  440 Jahre alten Ruinen. Das neue Gebäude wurde 1832 erbaut. Der National Trust verwaltet das stattliche Anwesen; in dem einem Flügel wohnen noch die Besitzer, die Crichton-Familie,  Earls of Erne.  Um die ungeheuren Unterhaltskosten von jährlich 100.000 Pfund zu decken, werden Zimmer vermietet und Gesellschaften veranstaltet. Der Verwalter Noel Johnston erzählt bei einer Führung durch die individuell gestalteten Gästezimmer, dass die Großmutter des Earl Streit mit dem Bischof hatte und  auf einer  der Nachbarinseln eine eigene Kirche bauen ließ.
Nach einer Nacht am gräflichen Bootssteg kann Oliver die Pénichette nicht mehr starten. Da heißt es, 40 Minuten auf den per Telefon herbeigerufenen Techniker zu warten. Der hat das peinliche „Problem“ schnell entdeckt. Der Ausstellknopf des Motors war tags zuvor von Monika gezogen worden und hätte einfach wieder gedrückt werden müssen.
Unter dem atemberaubend weiten Himmel mit seinen Schönwetterwölkchen geht die Fahrt endlich weiter, vorbei am Crichton-Turm mitten im Erne. Winzige Libellen mit ihren smaragdblauen Körperchen lassen sich zu einem kurzen Besuch auf dem Schiff nieder. Die Ufer leuchten in hundert verschiedenen Grüntönen. Neugierig schaut die eine oder andere Kuh herüber. Schwäne starten zum Paarflug oder führen ihren Nachwuchs spazieren.
Trotz der Weite des Sees sollte immer die Fahrrinne zwischen den rot-weißen Seezeichen beachtet werden, denn es gibt viele Verzweigungen und Flachwasserzonen mit schilfbewachsen Ufern. Außerdem niedriger Wasserstand, denn es hatte es in Irland, im Gegensatz zu südlicheren Ländern, vier Wochen nicht geregnet.
Bei der Fahrt durch den gewundenen Flusslauf des Erne  wird das Schwesternschiff länger nicht gesichtet. Oliver macht mit seiner Mannschaft kehrt und entdeckt die anderen in Ufernähe. Paula hatte die Pénichette auf Sand gesetzt. Nachdem beim Abschleppversuch schier die Taue reißen, muss wieder ein Techniker her.
Vor Enniskillen, dem Verwaltungssitz des County Fermannagh, herrscht reger Verkehr auf dem Erne. Ruder- und Motorboote tummeln sich unterhalb der mächtigen, oft umkämpften Burg aus dem frühen 15. Jahrhundert, die die Stadt nur noch optisch beherrscht. Heute beherbergt sie ein Museum. Über eine enge Schleuse geht es in den Lower Lough Erne. Der 90 Kilometer lange See, der in der Eiszeit entstand, kann wegen seiner Nähe zum Atlantik zum nautischen Abenteuer werden. Doch er zeigt sich den Freizeitkapitänen friedlich. Bei Devenish Island legen sie wegen der außergewöhnlichen Klosterruinen an.  Bereits im 6. Jahrhundert gründete Saint Molaise  auf der Insel eine Abtei, in der bis zum Jahr 1500 Novizen ausgebildet wurden. Der acht Meter hohe Rundturm aus dem 12. Jahrhundert, der innen mit Leitern zu besteigen ist, sollte Schutz vor den Wikingern bieten. Auf dem Friedhof ragt ein keltisches Kreuz auf. Zwischen den alten Grabsteinen in der Nähe des Stegs sonnen sich junge Familien.
Weitere Zeugnisse der frühen Christen sind auf White Island. Die Reste einer Kirche aus dem 12. Jahrhundert sind durch einen gut erhaltenen romanischen Torbogen zugänglich. Guide John Cunningham erklärt die Bedeutung der alten Steinfiguren, die  an einer Mauer aufgereiht wurden. Es sind alles unterschiedliche Christusdarstellungen.
226Janusfigur auf dem Caldragh Friedhof  DSC_1148.jpgAm westlichen Ende des Lower Lough Erne liegt Belleek. Die Stadt ist berühmt wegen seiner traditionsreichen Porzellanmanufaktur, die ein durchsichtig feines Porzellan herstellt. Bei einer Besichtigung der Pottery sieht man, dass die früheren Techniken, einst von den Kunsthandwerkern entwickelt, heute noch Gültigkeit haben. Auf dem Weg nach Belleek lohnt ein Stopp beim Caldragh Friedhof auf Boa Island. Zwei heidnische Steinidole, das größere ist ein Januskopf, beeindrucken in ihrer Einfachheit. Ein ganz frühes Zeugnis der Bildhauerkunst. In Enniskillen zeigt sich Irland von seiner  typischeren Wetterseite. Bewölkter Himmel und ein wenig Regen. Der Ort ist unter anderem bekannt durch seinen Metzger Pat O’Doherty. Von weither kommen die Leute wegen seines nitratfreien Schinkens, den er aus seinen schwarzen Schweinen herstellt. Selbst die Königin schätzt ihn als Delikatesse. Pat erzählt, dass eines Tages eine feine Dame in einem noblen Auto vorfuhr. Er dachte gleich ans Königshaus. Extra 150 Meilen sei sie hergefahren, bekam er zu hören. Doch sein Stolz knickte schnell ein,  als sie fortfuhr: “Meine Katze frisst nur diesen Schinken.“ Auf der Privatinsel Inishcorkish von O’Doherty führen die Schweine ein freies Leben, wie sich die Hausbootfahrer selbst überzeugen können. Bei einem Transport der Tiere hinüber ging Pat einmal ein junges Schwein über Bord. Er hatte es schon abgeschrieben, denn er wusste nicht, dass Schweine schwimmen können. Am Abend nahm die Schweinehorde Rufkontakt mit dem verlorengegangenen auf, das sich auf eine andere Insel gerettet hatte.

Auf dem Rückweg legen die Hausboote am Steg von Belle Isle im Upper Lough Erne an. Zwischen  weidenden Kühen, an Hofgebäuden vorbei, führt ein Waldweg zum Schloss. Es gehört dem Duke of Abercorn, der es aber nicht bewohnt. Auch hier werden die Zimmer an zahlende Gäste vermietet. In einem der romantischen Betten soll Coco Chanel geschlafen haben, als es noch auf einem englischen Landsitz stand. Attraktive Ferienwohnungen wurden in den früheren Pferdeställen eingerichtet. Im ehemaligen Gartenhaus residiert Liz Moore, die ihre Erfahrungen in Sachen Kochkunst in ganz Europa gesammelt hat und nun ihr Können in Form von Kochvorführungen und Kochkursen weitergibt. Sie liebt eine leichte und gesunde Küche. Hinterher die Köstlichkeiten noch essen zu dürfen, ist ein himmlischer Genuss. Krönender Abschluss einer wunderschönen Hausboot-Tour.
Dietlind Castor

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Preisbeispiel:
Irland, Liegehafen Tully Bay Nordorland, Erne
1 Woche 2-Sterne Boot Carlow ½, ab 107 Euro bei Belegung mit 4 Personen

Locaboat Plaisance GmbH
www.locaboat.com

Aer Lingus
Landsbergerstr. 185, 80687 München
Telefonische Beratung und Buchung: 01805-133 209 (12ct/min aus dt. Festnetz) Fax: 089-54506855
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54 Direktflüge von Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und München nach Dublin, Flüge von München nach Cork
Anreise mit eigenem Fahrzeug: Per Nachtfähre von Nordfrankreich direkt nach Irland  (Cherbourg/Roscoff-Rosslare) oder zunächst nach Großbritannien, von dort mit Anschlussfähren weiter nach Irland (Durchgangstarife über verschiedene Routen)

Irish Ferries
Tel: 0421-1760 218
www.irlandfaehre.de

Reisedokumente: Gültiger Personalausweis

Strom: Dreiteiliger Adapter
Währung: In der Republik Irland gilt der Euro als Währung, in Nordirland das Pfund Sterling
Zeit: Es gilt die Greenwich Mean Time, die Uhren müssen um eine Stunde zurückgestellt werden.

Kleidung: Leger, es sei denn der Besuch eines Schlosshotels ist geplant.
Nach dem „Zwiebel-Prinzip“, vom leichten T-Shirt über Pullover bis zur wind- und wasserfester Oberbekleidung. Regenschirm und Sonnencreme

Empfehlenswerte Hotels:
Grand Hotel
Malahide, Copunty Dublin
http://www.thegrand.ie

Crom Castle
West wing, Crom Castle, Newtownbutler, county Fermanagh
http://www.cromcastle.com


Belle Isle Castle
Lisbellaw, Enniskillen, County Fermanagh
www.belleisle-estate.com
National Geographic Travelers’s One of the Best Places to Stay 2010
Kochschule mit Liz –Moore
http://www.irishcookeryschool.com

Restaurants:
Station House Hotel  in Naas
Kilmessan, County Meath
www.thestationhousehotel.com

Kennedys Glenview Restaurant
Aghoo, Ballanimore, County Leitrim
http://www.glenview-house.com

Manour House Country Hotel
Killadeas, County Fermanagh
www.manor-house-hotel.com

Café Merlot
6, Church Street, Enniskillen, Fermanagh
www.fermanaghlakelands.com/P8386-Caf-Merlot-Restaurant-No-6


“The Thatch”- Coffee-Shop
Belleek
www.ireland-guide.com/establishment/thatch the.3479.html

Metzgerei Pat O’Doherty
Belmore Street, Enniskillen
www.blackbacon.com

Belleek Pottery
3 Main Street, Belleek
www.belleek.ie